23. Jänner 2022 – 11.00 Uhr
Unsere Sonntags-Matineen sind bereits ausverkauft, wir können keine Gratis-Zählkarten vergeben.
23. Februar 2022
Alt 1 (Sechs Stimmen): Marie-Belle Sandis
Jakob Lenz
Kammeroper in einem Akt von Wolfgang Rihm / Text von Michael Fröhling frei nach Georg Büchners »Lenz« / In deutscher Sprache mit Übertiteln
Was hält und stützt den Menschen, wenn sein Geist entflieht? Wenn sich im ziellosen Getriebensein der Lebenskraft der gähnende Abgrund der Existenz öffnet? Ist die Kunst ein Heilmittel gegen psychische Zerrüttung – oder vielmehr deren Katalysator?
Jakob Michael Lenz, der in jungen Jahren als Autor stilbildend für die Epoche des Sturm und Drang gewirkt hatte, erkrankte im Alter von 27 Jahren selbst an Schizophrenie. 1778 nahm der sozial engagierte Pfarrer Johann Friedrich Oberlin den Dichter bei sich auf und hoffte, gemeinsam mit dem Philosophen Christoph Kaufmann den Anfällen von Lenz’ psychischer Krankheit etwas entgegensetzen zu können. Den zunehmenden geistigen Verfall des Dichters schilderte Oberlin in seinen Notizen, die schon 1835 den 22-jährigen Georg Büchner zu seiner Novelle Lenz inspirierten, von der sich fast 150 Jahre später wiederum der erst 25-jährige Komponist Wolfgang Rihm zu einer Kammeroper anregen ließ.
Der unaufhaltsame Sog der seelisch-geistigen Verstörung und der musikalischen Ausdruckswucht zieht den Zuhörer direkt in die zerrüttete Psyche des Dichters. Zu den historisch-realen Figuren Lenz, Oberlin und Kaufmann gesellen sich sechs Stimmen – Projektionen des inneren Zustands von Lenz, seiner Ängste und Träume, aber auch Stimmen der Umwelt. Ununterscheidbar überlagern sich Wirklichkeit und Halluzination; Lenz’ psychisches Erleben verschmilzt mit dem ihn umgebenden Klang. Seit der Uraufführung 1979 entwickelte sich Rihms jugendliches Meisterwerk zu einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Opern des 20. Jahrhunderts.
Dieser komplexe Stoff wird von einem Leading Team, bestehend aus Mitarbeiter*innen des Hauses, in Szene gesetzt.
23. Jänner 2022 – 11.00 Uhr
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23. Februar 2022
Alt 1 (Sechs Stimmen): Marie-Belle Sandis
Pressestimmen
Das Regiedebüt der Kärntnerin Sophie Springer wurde dank einer hervorragenden Besetzung euphorisch vom Publikum gefeiert. (…) Starke Bilder und die szenische Ausdruckskraft der Sänger unterstreichen die aufwühlende, bohrende Musik, die die emotionalen Ausbrüche des Titelhelden unter die Haut gehen lassen. (…) Kraftzentrum und Herz der detailgetreuen und atmosphärischen Regie (…) ist der britische Bariton Ivan Ludlow. Er lebt intensiv seine anspruchsvolle Partie zwischen Gesang, Sprechgesang, Wimmern und Geschrei aus, windet sich selbstquälerisch vor Zweifel und Angst, bricht in irres Gekicher aus und stopft sich Papier in den Mund. Ob zusammen-gekrümmt im Gitterbett oder festgezurrt mit langen, von der Decke hängenden Ketten, konsequent setzt die Körpersprache des Gemarterten die expressive Musik in Szene.
Fulminant am Klagenfurter Stadttheater: Wolfgang Rihms seit der Uraufführung 1979 viel gepriesene Kammeroper. (…) Dass dieses Theater in seinen Februarproduktionen regelmäßig zu Hochform aufläuft, ist vielleicht ein Zufall. Aber es ist schon wieder eingetreten. (…) Es gelingt ihnen (Regisseurin Sophie Springer, Bühnenbildner Thomas Stingl und Kostümbildern Bettina Breitenecker) ein fesselnder Einblick in das Innenleben des vielleicht genialsten, sicher Unglücklichsten unter den Sturm-und-Drang-Poeten.
Zum 70. Geburtstag des Komponisten Wolfgang Rihm exzelliert das Ensemble des kärntnerischen Musentempels mit dessen explosivem Geniestreich. (…) Ununterbrochen auf der Bühne dominiert Ivan Ludlow als Lenz Zeit und Raum. (…) Ludlows ausdrucksvoller Bariton schildert präzise die Stadien qualvoller Leiden und Selbstzweifel. Das verhangene Timbre verwandelt manchen Angstschrei beinahe in Rufe aus dem Jenseits. Eine echte Glanzleistung. (…) Eine ungewöhnlich starke Aufführung.
Beklemmend abgründig, berührend schön (…). Im Halbdunklen, das die grandiose Bühne mit ihrem entseelten Treppengerüst einhüllt wie ein Leichentuch, schwebt ein Gitterbett hoch in der Luft – Gefängnis für eine gequälte Dichterseele, die einem zerrissenen Geist zugehört. Im Stadttheater taumelt „Jakob Lenz“ für die gleichnamige Oper durch Wahn und Wirklichkeit. Atemberaubend!
WAS für ein Nachtflug auf den Schwingen einer historischen Figur (…) sind diese eineinviertel Stunden im Zeichen einer grandiosen Stadttheater-Produktion, die zum Gesamtkunstwerk gerät. (…)
Starke Schreie einer geplagten Seele (…). Mit einer Meisterleistung als Titelheld wartet Iwan Ludlow auf (…). Der Brite ist in allen Lagen ein szenisch ungemein intensiver Lenz, der in dieser extrem schwierigen Partie alle Möglichkeiten des stimmlichen Ausdrucks vom liedhaften Lyrismus über das Keuchen bis zum Sprechen und Schreien präzise und scharf ausleuchtet