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Bühne
Premiere: Do, 11.04.2019
Dernière: Mi, 29.05.2019
Dauer

ca. 1 Stunde, 40 Minuten (keine Pause)

Antigone

Tragödie von Sophokles, übersetzt von Friedrich Hölderlin, bearbeitet von Martin Walser und Edgar Selge

Sophokles’ Tragödie, uraufgeführt um 442 vor Christus, ist heute das am häufigsten gespielte Stück der Antike. Die darin verhandelten Themen bleiben zeitlos gültig, geht es doch um  Selbstbestimmung und Freiheit des Menschen. Antigone, eine der faszinierendsten Frauenfiguren der Theaterliteratur, steht für den Konflikt des Individuums mit dem Staat. Lore Stefanek  inszeniert die Tragödie mit Bühnenmusik des Kärntner Gitarristen Primus Sitter. Die Titelrolle spielt Claudia Kainberger, die an unserem Haus bereits u.a. als Salome Pockerl (Der Talisman) und in Mutter Courage auf der Bühne stand.

Der Krieg um Theben ist zu Ende. Die Brüder Eteokles und Polyneikes haben einander im Kampf um die Stadt getötet. Der neue Herrscher Kreon gewährt Eteokles als Verteidiger Thebens eine ehrenvolle Bestattung. Den Angreifer Polyneikes hingegen lässt er vor den Toren der Stadt unbegraben liegen. Wer ihm die letzte Ruhe gibt, soll mit dem Tod bestraft werden. Dennoch rebelliert Antigone und beerdigt den Bruder. Kreon sieht durch den Verstoß gegen sein Verbot die Staatsraison gefährdet und fühlt sich durch Antigones Radikalität bedroht. Er lässt sie bei lebendigem Leib einmauern. Doch Antigone ist nicht nur Kreons Nichte, sie ist auch seinem Sohn Hämon als Frau versprochen. Das Unheil ist somit nicht mehr aufzuhalten.

Fotos: Karlheinz Fessl

Bühne
Premiere: Do, 11.04.2019
Dernière: Mi, 29.05.2019
Dauer

ca. 1 Stunde, 40 Minuten (keine Pause)

Podcast Einführung

Pressestimmen

Kleine Zeitung

SINNLICHES PSYCHODRAMA AUS DER ANTIKE

Zart, zäh, zärtlich: Die Tragödie „Antigone“ von Sophokles beeindruckt im Stadttheater Klagenfurt mit Eleganz und Sinnlichkeit.

(…) Claudia Kainberger und Tim Grobe sind dieses gegensätzliche Paar, der ältere Macht-Mensch und die junge Anführerin. (…) Während sich Antigone ihrer „frommen Freveltat“ sicher ist, gerät Kreon ins Grübeln, schwankt zwischen hysterischem Aberwitz und schließlich verzweifelter Trauer über den Tod seines Sohnes, gibt den kraftstrotzenden Macho ebenso wie den weinerlichen Irren. Das karge, dunkle Bühnenbild von Karl Kneidl und die elegant-lässigen Kostüme von Stephanie Geiger unterstützen noch die Dramatik des Geschehens, das seit 2500 Jahren kaum jemanden kaltlässt. Lore Stefanek setzt auf Sinnlichkeit bei diesem Psychodrama, lässt in der Erde wühlen und Wasser verspritzen, den toten Bruder Polyneikes auf der Drehbühne im Hintergrund rotieren und einen düsteren Männerchor wie Untote das Geschehen kommentieren. Wenn der weise, aber gesetzestreue Chor in Person von Katharina Schmölzer die widerstrebende und so gar nicht unterwürfige Antigone fesselt, spürt man buchstäblich die eiserne Überzeugung des zarten und zähen Mädchens, das Richtige zu tun. (…) Schon beim Einlass wurden die Besucher der Premiere durch das Kärntner-slowenische Frauen-Trio „Praprotnice“ (unter der musikalischen Leitung von Primus Sitter) auf Widerstand eingestimmt. Die Partisanenlieder sind wohl eine Reverenz an den Spielort. Der dezente Brückenschlag in die Gegenwart war sympathisch, auch wenn das 2500 Jahre alte Stück „Antigone“ von Sophokles so zeitlos aktuell scheint, dass ihm nicht einmal das antike Pathos etwas anhaben kann.

Kronen Zeitung

Viel Applaus für „Antigone“ im Klagenfurter Stadttheater:
WIDERSTÄNDIGE FRAU IM FOKUS

„Mir herrscht kein Weib im Leben!“ Kreons Worte schallen am Premierendonnerstag durch den Saal und lassen das Sophokles-Stück auch nach gut zweitausend Jahren aktuell klingen. Zudem wird der jüngeren Geschichte, die in Kärnten viele entzweite, durch slowenische Partisanenlieder eindrucksvoll Stimme verliehen.

Vaterlandsliebe und Gehorsam setzt Kreon, der neue Herrscher Thebens, als oberste Prinzipien. Lautstark das Publikum ansprechend, gibt Tim Grobe diesen Worten raumgreifend und erergisch mit nacktem Oberkörper in Siegesmanier und Tyrannengehabe ihre strikte Bedeutung. (…) Claudia Kainberger als dessen junge Nichte Antigone widersetzt sich ausdrucksstark wie berührend herzhaft dem männlichen Souverän und zukünftigen Schwiegervater. Lore Stefaneks solide Regie lässt das Stück durch perfekte Dynamik sowie Stimmung in der dramatischen Tragweite der antiken Tragödie, setzt jedoch durch die direkte Ansprache der Zuschauenden wie mit Livemusik von Primus Sitter und dem Frauenterzett Praprotnice direkten, gänsehauterzeugenden Bezug zu Kärnten und Österreich. (…) Mit viel Erde vor großen Flächen und einer sich immerfort drehenden Bühne unterstützt Karl Kneidls Bühnenbild die sich immer weiter zuspitzende Dramatik. (…) Eine starke Ensembleleistung steht hinter den herausragenden Protagonisten, die auch in kleinen Gesten überzeugen. Großer Applaus für großes Drama!

APA

Antigone in Klagenfurt: Starker Kampf zwischen Gewissen und Gehorsam

(…) Begeistert bedankte sich das Publikum nach rund eineinhalb Stunden für die eindringliche Ensembleleistung – ein Wechselbad der Gefühle, kluge Wortgefechte und sinnliche Bilder. Nicht nur das Auflehnen gegen politisches Unrecht, der Konflikt zwischen Gesetzestreue und Gewissen macht diese antike Tragödie so spannend, auch der Geschlechterkampf wird mit vielfältigen Mitteln thematisiert: „Niemals darf man einem Weib sich beugen!“ (…) Tim Grobe legt den Machthaber differenziert an, wird zum liebenden Vater, der fast unterwürfig um das Verständnis seines Sohnes buhlt, wechselt vom sturen Tyrannen zum heulend Trauernden, schillert zwischen sinnlicher Brutalität und verzweifeltem Irrwitz. (…) Claudia Kainberger verkörpert diese zarte und zähe Kämpferin aufrecht und leidenschaftlich, ist leicht und übermütig in einer imaginierten Kinderspiel-Szene mit ihren Geschwistern, geknechtet aber unbeugsam als Gefangene. Katharina als mahnender aber letztlich machtkonformer (Ein-Personen-)Chor steht Kreon stets zur Seite, Sarah Zaharanski (Ismene) und Barbara Schnitzler als Seher Teiresias vervollständigen mit Magda Kropiunig als Kreons erstarrte Ehefrau das starke weibliche Team der Produktion. (…) Zum Gelingen des heftig beklatschten Premierenabends trugen die eleganten, zeitlosen Kostüme von Stephanie Geiger ebenso bei wie Primus Sitter, der für die dezente, atmosphärische Bühnenmusik verantwortlich zeichnet und das Kärntner slowenische Frauen-Trio „Praprotnice“ auf die Bühne geholt hatte.