15. November 2024

Mit Momo gegen die Räuber der Zeit

Es ist wieder Märchenzeit am Stadttheater Klagenfurt! Mit einer Bühnenfassung (Irma Paulis) von Michael Endes Roman Momo erlebt unser junges Publikum einen Kinderbuchklassiker aus 1973, der bis heute fasziniert. In Dora Schneiders Inszenierung kämpft das Mädchen Momo mit vielen Songs und in liebevoller, detailreicher Ausstattung gegen die Grauen Herren, die Zeiträuber einer Leistungsgesellschaft.

Dora Schneider inszenierte in Klagenfurt zuletzt das Jugendstück Mein ziemlich seltsamer Freund Walter rund um einen Marsmenschen, der einer jungen Außenseiterin auf der Erde hilft.

In Momo geht es um ein Mädchen mit besonderer Gabe: Momo kann gut zuhören, nimmt sich Zeit für ihre Mitmenschen und kommentiert nicht, was sie von ihnen erzählt bekommt. »Dadurch gibt das Mädchen ihren Mitmenschen die Chance, sich durch das Gesagte selbst zu erkennen«, so die Regisseurin, die das Stück gemeinsam mit Bühnen- und Kostümbildnerin Dietlind Konold im Italien der 1970er verortet.

Ein blauer VW Bus fährt durch das idyllische Städtchen Genzano in dem neben Momo u.a. der Straßenkehrer Beppo, der Reiseführer Gigi und der Friseur Fusi friedlich miteinander leben und fröhlich ihrem Tagwerk nachgehen.

Modell des Bühnenbildes (c) Dietlind Konold
Michael Del Coco, Lukas Benjamin Engel und Dora Schneider stehen als Beppo, Gigi und Momo auf der Bühne. Dietlind Konold entwirft ihre Kostüme mithilfe von handgezeichneten Figurinen.

Eines Tages tauchen in der Stadt Graue Herren von der Zeitsparkasse auf, die es auf die Lebenszeit der Bewohner*innen abgesehen haben. Sie rechnen ihnen vor, wie viel Zeit sie doch sparen könnten. Obwohl die Menschen daraufhin immer schneller leben, immer weniger Zeit verschwenden, scheinen sie am Ende des Tages keine Minute mehr übrig zu haben. Momo nimmt den Kampf gegen die Grauen Herren auf und holt Hilfe bei Meister Hora, dem Hüter der Zeit.

Die Grauen Herren stehen symbolisch für alles, das uns Lebenszeit stiehlt. Sie lassen uns hektisch werden, unbedacht, und entfremden uns von uns selbst und der Welt. »Momo bringt uns dazu, unsere Art zu leben zu hinterfragen. Mal wieder stehen zu bleiben und sich umzusehen. Den Moment zu genießen und sich daran zu erinnern, dass wir, vor allem auch durch die Kraft unserer Phantasie, in der Lage sind, unsere Welt selbst zu gestalten. Kinder wissen das, daher sind sie bei den Zeitdieben besonders gefürchtet«, so Dora Schneider.

»Michael Ende ahnte damals schon, was auf uns zukommen würde. Heute sind Computer und Handys schon überall präsent. Wir wollen aber Hoffnung geben und den Zeitdieben ein Schnippchen schlagen«, erzählt Dietlind Konold, die in ihrem Bühnenbild die Lebenswelt der Menschen, die kalte, entindividualisierte Welt der Grauen Herren und die magische Welt von Meister Hora erfahrbar macht.

Dora Schneider erzählt die Geschichte voller Lebenslust und Poesie mit vielen Songs, komponiert von David Malazonia und multiinstrumental interpretiert von Fabian Mang und Mathias Krispin Bucher.