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17. Februar 2025

Emmanuela Cossar hat den Stoff für viele Geschichten

PORTRÄT. Emmanuela Cossar hat die Kostüme für Dance Episodes entworfen. Die Italienerin leitet auch den Fundus des Stadttheaters Klagenfurt, wo man auch Faschingskostüme ausborgen kann.

Marianne Fischer/Kleine Zeitung

Farbenfrohe Kleider aus den 1950er-Jahren und elegante Overalls für die Broadway-Melodien von Leonard Bernstein und George Gershwin, abstrakte Kostüme für die Chichester Psalms im zweiten Teil: Die charmanten Kostüme für die Dance Episodes wurden von Emmanuela Cossar entworfen – und damit am Haus selbst: Seit sieben Jahren arbeitet die in Palmanova aufgewachsene Italienerin am Stadttheater Klagenfurt, anfangs als Assistentin in der Ausstattung, seit fünf Jahren leitet sie den Fundus in Tessendorf.

Während der Corona-Zeit hat sie wieder vermehrt angefangen, eigene Kostüme zu designen, nun wurde sie von Intendant Aron Stiehl gebeten, ihre erste eigene Ausstattung zu übernehmen: »Ich finde es großartig, dass die Leute am Haus ihr Talent beweisen können«, sagt Cossar, die in Florenz Kostümbild studiert hat. Die 1950er-Kleider hat sie in einem Vintage-Store in Triest gefunden: »Das sind alles Originale«, erzählt die 46-Jährige. Die restlichen Kostüme wurden von der hauseigenen Schneiderei nach ihren Entwürfen genäht. In den Chichester Psalms etwa gehe es um »die Zelebration Gottes, und Gott wird ja oft mit der Sonne in Verbindung gebracht«, sagt sie. Also hat sie sich von den Farben der sieben Chakren (Energiezentren im Yoga) inspirieren lassen, die im Farbverlauf langsam ins Gold-Gelbe übergehen: »Wir haben dafür weiße Seide in England bestellt und selbst eingefärbt«, erzählt sie.

Nach der letzten Vorstellung der Dance Episodes am 21. März werden die Kostüme dann in den Fundus übernommen – und damit in den »Herrschaftsbereich« von Cossar. Seit dem Jahr 2013 sind auf drei Stockwerken in Tessendorf weit über 50.000 Kostüme, 14.000 Paar Schuhe, 6000 Kopfbedeckungen vom Ritterhelm bis zum federgeschmückten Damenhut und über 1000 Handtaschen zu finden. Wenn man vom Entrée, wo es auch Umkleidekabinen gibt, in die Lagerhalle geht, kommt man gleich einmal an einer Krawattenparade vorbei, auf rund 1700 Laufmeter Stangen gibt es dann von Papstgewändern über Travestie-Kostüme bis hin zu mittelalterlichen Kleidern so ziemlich alles, was Faschingsgilden, Laientheatergruppen oder Privatpersonen brauchen können. Für wohlfeile 30 Euro (und die Putzerei-Kosten) kann man sich ein Ballkleid ausborgen, für 45 bis 50 Euro einen Frack.

Kein Wunder also, dass Cossar erklärt: »Bei uns ist das ganze Jahr über viel los. Egal ob Motto-Hochzeiten oder Faschingspartys, bei uns uns wird man garantiert fündig.« Zu den Kunden gehören Theatergruppen aus Kärnten und anderen Bundesländern, aber auch Norditalien und Slowenien sowie Filmproduktionsfirmen. So wurde etwa Max Müller mit Kostümen aus dem Fundus als »Sagenjäger« eingekleidet. Seit der Pandemie arbeitet Emmanuel Cossar auch für die Servus-TV-Sendung Fahndung Österreich: »Im TV gibt es einen komplett anderen Arbeitsrhythmus, da muss alles immer viel schneller gehen.«

Aktuell sind aber vor allem Faschingskostüme gefragt – heuer vor allem die 1970er: »Abba geht eigentlich immer«, weiß Cossar. Aber auch die 1920er-Jahre im Stil von »Der große Gatsby« oder Rokoko-Kleider sind beliebte Klassiker. Aber egal, ob man als Wurst, Zebra, Indianer oder Burgfräulein gehen will: Emmanuela Cossar und ihr Team finden garantiert das richtige Kostüm.

Fundus des Stadttheaters Klagenfurt. Berthold-Schwarz-Straße 116-122, 9020 Klagenfurt. Es können Gewänder (vom Ballkleid über den Frack bis zum Faschingskostüm), Kopfbedeckungen, Schuhe und andere Verkleidungen ausgeborgt werden.
Geöffnet Mo-Fr, 8 bis 13 Uhr
Kontakt: +43 (0) 463 511 033