Wenn ein Freund gestorben ist, merkt man erst, wie stark und von welcher besonderen Art, Bindung und Vertrautheit mit ihm waren.
Jörg Schlaminger war einer der seltenen Menschen, die bereits bei der ersten Begegnung ein Gefühl der Offenheit, der Freundlichkeit ausstrahlten.
Er konnte mit seinem schalkhaften Blick Geschichten erzählen.
Er konnte in Gesprächen Pointen von Nestroyscher Schärfe setzen.
Er war der Meister der Anekdote, ohne im Gestern zu verharren.
Man sagt, das Schlimme am Älterwerden ist, dass man dabei jung bleibt.
Von Max Reinhardt stammt der Satz: „Ein Schauspieler ist ein Mensch, dem es gelungen ist, die Kindheit in die Tasche zu stecken und sie bis an sein Lebensende darin aufzubewahren.“
Ich glaube dieser Satz gilt trotz Schmerz und Dunkelheit des Endes auch für unseren Jörg.
Wenn die verrückt-produktive Hektik des Theateralltags um ihn brandete, saß er mit beinahe buddhistischer Ruhe am Inspizientenpult und steuerte das schwankende Schiff in den Hafen, bis der Vorhang fiel.
Ja, der Vorhang ist gefallen. Aber irgendwo strahlen die Lichter wieder auf und eine vertraute Stimme ruft zum Spiel.
Unsere Gedanken sind bei Jörg Schlaminger. Unser tiefstes Mitgefühl bei seiner Familie.
5. August 2021