StadttheaterAron Stiehl: „Ich denke, ich bin jetzt bereit für Klagenfurt“

Der frisch designierte Stadttheater-Intendant Aron Stiehl (50) über erste Pläne für seine „künstlerische Heimat“, eine Studiobühne und seinen Umzug samt Hund Moses.


von: Marianne Fischer

Sie haben bei der Pressekonferenz erzählt, dass Sie auf jeden Fall von Berlin nach Klagenfurt übersiedelt wären, egal wie die Intendanten-Kür ausgegangen wäre. Warum?
ARON STIEHL: Weil ich diese Stadt sehr mag. Ich war auch im Sommer hier und habe mich vorbereitet. Ich mag die Menschen und ich mag vor allem das Theater. Ich habe sieben Produktionen am Haus gemacht und mir immer gewünscht, dass dieses Theater meine künstlerische Heimat wird.

Sie waren beim Hearing 2011 Zweitgereihter hinter Florian Scholz…
… und vielleicht war das gar nicht so schlecht. Ich habe mittlerweile an 25 Häusern, darunter in Leipzig und an der Volksoper Wien gearbeitet und bin natürlich in der Zeit auch gereift. Ich denke, ich bin jetzt bereit für Klagenfurt.

Wollten Sie schon immer einmal ein Theater leiten? Oder hat Sie konkret Klagenfurt gereizt?
Es war wirklich Klagenfurt. Ich habe mich zwischendurch einmal in Aarhus (Anm.: Dänemark) beworben, aber letztendlich ist es Klagenfurt, wo ich mich zu Hause fühle und es war meine Wahl. Gott sei Dank hat mich Klagenfurt auch gewählt.

Was macht, abgesehen von den Menschen, den besonderen Reiz des Stadttheaters aus?
Der große Vorteil des Stadttheaters besteht darin, dass es ein Stagione-Theater ist, also keinen Repertoirebetrieb hat, sondern eine begrenzte Zahl von Neuinszenierungen, die dann am Stück gespielt werden. Vor allem in Deutschland sehen wir, dass der Repertoirebetrieb die Theater kaputtmacht. An der Bayerischen Staatsoper habe ich einmal eine Inszenierung betreut, die älter war als ich selbst. Wie will man da die Qualität bewahren? Hier in Klagenfurt ist man viel mehr konzentriert auf die einzelnen Produktionen.

Geld ist im Theater immer ein großes Thema. Ging es darum auch bei Ihrer Präsentation vor dem Theaterausschuss?
Ja, weil ich mir eine Studiobühne wünsche. Und wir können hier in Klagenfurt nur elf Produktionen im Jahr machen und letztendlich haben wir als größter Kulturbetrieb des Landes auch einen Bildungsauftrag. Ich möchte junge Künstler heranziehen und auch den Regie- und Ausstattungs-Assistenten eine Chance geben, sich auszutoben und sich zu finden. Und dafür braucht man eine Studiobühne.

Wollen Sie damit neues, jüngeres Publikum anlocken?
Ja. Im Vorjahr war am Stadttheater ja das Rimini-Projekt zu sehen, wo Menschen aus der Gegend mitgemacht haben. Und so etwas Ähnliches möchte ich auch machen, ein partizipatives Projekt, mit dem man Menschen ans Theater holt, indem man deren Geschichte erzählt. Es ist ja auch wichtig, dass die Menschen spüren: Dieses Theater geht uns etwas an, das erzählt etwas über unser Leben.

Wie hoch schätzen Sie Ihre Chancen für die Studiobühne ein?
Das muss ich jetzt mit Landeshauptmann Peter Kaiser klären und mit ihm streiten und ich freue mich schon auf diese Auseinandersetzung (lacht). Aber es gibt schon Planungen für die Studiobühne, jetzt geht es darum, wie man sie realisieren kann.

Wie lange haben Sie dafür Zeit? Wie lange läuft denn Ihr Vertrag?
Gute Frage. Fünf Jahre? Das sind Details, die jetzt erst verhandelt werden müssen. Fix ist: Es geht nächste Saison los.

Und Sie sind sogar schon engagiert für die nächste Saison als Regisseur des „Vogelhändlers“.
Also bin ich mein eigener Intendant und muss mir selbst auf die Finger klopfen, wenn es nicht gut laufen sollte (lacht). Künftig werde ich eine Produktion pro Jahr am Haus selber machen, für mehr hat man als Intendant eigentlich keine Zeit.

Auf Ihrer Homepage sind mehrere Engagements für die nächste Zeit angekündigt. Wie werden Sie damit umgehen?
Ich werde einiges absagen müssen, weil ich denke, dass man eine ganz besondere Verantwortung als Intendant hat und für die Leute da sein muss. Drei Inszenierungen habe ich noch vor meinen Antritt in Klagenfurt, den Rest habe ich ohnehin mit Vorbehalt angenommen.

Sie übersiedeln mit nächstem Sommer nach Klagenfurt?
Ja. Haben Sie zufällig eine Wohnung für mich? Sie können gerne schreiben: Intendant sucht Wohnung. Ich komme mit meinem Hund Moses.