Winterreise
von Elfriede Jelinek
Winterreise zu Radikal jung eingeladen
Die Produktion Winterreise von Elfriede Jelinek in der Regie von Marco Štorman wurde zu einem der wichtigsten Theaterfestivals im deutschsprachigen Raum, Radikal jung, eingeladen. Das Festival findet von 19. - 26. April 2013 im Münchner Volkstheater statt. Aus diesem Anlass zeigt das Stadttheater Klagenfurt am 17. März 2013 um 19.30 Uhr eine Zusatzvorstellung dieser von Presse und Publikum gefeierten Inszenierung.
Inspiriert durch den berühmten Liederzyklus ihres Lieblingskomponisten Franz Schubert begibt sich die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek auf eine eigene Winterreise. Das Motiv des einsamen Wanderers aufgreifend, setzt sie sich – in einer Gesellschaft, in der es keinen Platz mehr gibt – der Kälte des tagespolitischen Geschehens aus.
In der gegenseitigen Durchdringung von Politischem und Privatem tritt vor allem die Kompromisslosigkeit hervor, mit der sie sowohl gesellschaftliche Missstände als auch ihre eigenen Gefühlswelten offenlegt.
Die Winterreise wird im Rahmen des neu gegründeten Studios auf der Vorbühne des Stadttheaters gezeigt. Regisseur und Filmemacher Marco Štorman leitet die Produktion.
Premiere 23. September 2012, 19.30 Uhr
Dauer: ca. 1 Std., 45 min
Pressestimmen
Auch wenn die Textpartitur zu der grimmigen Revue ohne klassische Handlung auskommt und über weite Strecken aus Monologen besteht, auch wenn der Reisende durch die Kälte unserer Tage ohne Ausgangspunkt und Ziel unterwegs ist – die gnadenlose Selbstreflexion des auf fünf grandiose Darsteller aufgesplitteten Ichs (Claudio Gatzke, Katarina Hartmann, Agnes Hausmann, Katharina Schmölzer, Markus Schöttl) ergibt eine Gesellschaftsanalyse, die einen regelrecht erschaudern lässt. Oder schmunzeln, selbst wenn das laute Lachen im Hals stecken bleibt zwischen Hypo-Skandal, Hüttengaudi und Medien-Hype rund um den Kampusch-Fall. (…) Und trotzdem sind es die stillen Momente, die am lautesten widerhallen: Wenn etwa als Pendant zum Liedtext über „die Post“ in Schuberts Winterreise in einem unendlich traurigen Monolog über die Generation „Facebook“ räsoniert wird (…).
Gehalten und ausgezeichnet getragen wird das skurrile Defilee der Erkenntnisse von fünf spielfreudigen „Rezitatoren“, die Inhalte personifizieren, ohne dabei spezielle Charaktere zu verkörpern. So entsteht eine absurd gefärbte, universelle, aber doch konkrete Projektionsfläche für gesellschaftliche Ist- und Ausnahmezustände, die Requisiten (Hippo-Fahne), Kostüme (Tracht) und Musik (Kärntnerlied) verorten. Mitreisen!
Der junge deutsche Regisseur Marco Štorman hat das Stück als eine Parabel mit fünf grandios agierenden Schauspielern (Claudio Gatzke, Katarina Hartmann, Agnes Hausmann, Katharina Schmölzer und Markus Schöttl) auf die Überforderung und Machtlosigkeit der heutigen Jugend inszeniert. (…) Die jungen Darsteller führen durch ihre treffende, authentische Interpretation des Jelinek-Textes die Orientierungslosigkeit einer ganzen Generation vor Augen.